'juergen hofbauer'
juergen hofbauer [comp, voc]
"5 late songs/Liebesfeuertracks" ist die erste Soloveroeffentlichung von Juergen
Hofbauer, der vor allem durch das oesterreichische Projekt "aber das leben lebt"
(bereits seit 1997, 5 CD- Veroeffentlichungen bei verschiedenen Labels:
Hoellering, Trost x 2, Niesom) bekannt sein duerfte. Außerdem hat er 2002 das
Label Niesom mitbegruendet, das inzwischen allgegenwaertig zu sein scheint und
sich besonders durch seine differenzierte interdisziplinaere Avantgarde
auszeichnet: Kooperationen mit charhizma (c. kurzmann, b. fleischmann),
wuestenkatz records, aRtonal (stefan parnreiter) etc. Das Solodebuet von Juergen
Hofbauer ist bereits die 7. Veroeffentlichung von Niesom.
"5 late songs/ Liebesfeuertracks" verdient als der "missing link between
classics, jazz, electronics and rock" bezeichnet zu werden. Der erste Teil der
Platte - die 5 spaeten Lieder also - bringen eine entgeisterte
Grenzueberschreitung von großer kompositorischer Dichte, die den Hoerer
vordergruendig zum Verlernen seiner teleologisch-metaphysischen
Hoerantizipationen animiert, indem sie ihm verweigert gemuetlich im "Mama und
Papa - Saft" des traditionellen Songverstaendnisses schweinsbratenaehnlich
dahinzubrutzeln. Andererseits brechen die 5 late songs bestaendig mit der
weltfremden Zurückgezogenheit und Abstraktion der traditionellen Avantgarde und
ihrem Klang- und Zeitverstaendnis, das wesentlich darauf beruht, durch museale
Langsamkeit und Risikovermeidung die Wiederaufnahme in den Kanon der Tradition
zu vollbringen.
Dennoch greift Juergen Hofbauer auf die große Geschichte oesterreichischer
Komposition zurueck, ganz egal ob wir dabei an Schoenberg oder die Wiener
Elektronik des letzten Jahrzehnts denken wollen. In den Liebesfeuertracks fuehrt
diese Auseinandersetzung zu vielen kleinen und winzigsten erotisch-
pornografischen Ereignissen. Die Technik der buergerlichen Komposition als
Zusammentragen des Materials zum harmonischen Ganzen unter dem Begriff einer
verstaendlichen teleologischen Entwicklung wird dabei voellig aufgegeben und
durch eine Ereignismusik ersetzt, die keinerlei sukzessive Logik mehr zu
praesentieren hat. So folgen auf den noch schluessigen Liebesfeuertrack #1 zwei
Tracks von nur wenigen Sekunden in denen die 2 wesentlichen Bestandteile
(Themen?) des ersten Tracks voellig unmotiviert und getrennt von einander
wiederholt werden. Diese Technik nennt Juergen Hofbauer "Idiotenmemory", ein
Spiel das seiner Meinung in der bisherigen Musik ohnehin staendig gespielt wird,
nur eben nicht so eindeutig wie bei ihm, sondern als ambivalente Idiotie...
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